Traditionelles Funkenfeuer im Allgäu
Ein faszinierender Brauch mit Ritualen und Gemeinschaftsgeist
Das Funkenfeuer, kurz Funken genannt, ist ein alter Brauch, der vor allem im schwäbisch-alemannischen Raum sowie in anderen Regionen Europas wie Ostfrankreich und sogar in Rumänien bei den Sathmarer Schwaben praktiziert wird. Es findet traditionell am Funkensonntag statt, dem ersten Sonntag nach Aschermittwoch, der den Beginn der Fastenzeit markiert.
Der Ablauf des Funkenfeuers ist geprägt von Ritualen und Gemeinschaftsgeist. In den Tagen vor dem Fest sammeln die Dorfbewohner Brennmaterial, wie alte Christbäume oder Holzpaletten, für den Bau des Funken. Am Samstag vor dem Funkensonntag wird dann mit dem Aufbau des Funken begonnen. Dabei entstehen kunstvoll aufgeschichtete Holztürme oder große Strohhaufen, manchmal mit einer Hexenpuppe an der Spitze, die oft symbolisch für den Winter steht.
In der Nacht zum Sonntag wacht eine Funkenwache über das Feuer, um zu verhindern, dass es vorzeitig entzündet wird. Denn der Brauch hat eine lange Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht, und war früher auch ein Mittel zur Reinigung von Unrat.
Das eigentliche Abbrennen des Funken findet bei Einbruch der Dunkelheit statt, begleitet von Musik und Feierlichkeiten. Die Funkenzunft oder örtliche Narrenvereine organisieren oft ein Rahmenprogramm mit Speisen, Getränken und musikalischer Unterhaltung.
Regionale Begleitbräuche wie das Funkenringwürfeln, bei dem Hefegebäck gewürfelt wird, oder das Scheibenschlagen, bei dem glühende Holzscheiben in die Luft katapultiert werden, tragen zur Vielfalt des Brauchtums bei.
Obwohl der Funkenbrauch lange Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zurückging, erlebte er in Vorarlberg einen starken Aufschwung und wurde sogar in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen. Heutzutage sind die Funken oft kunstvoll und erreichen beeindruckende Höhen, wie der Weltrekordfunken in Lustenau mit über 60 Metern im Jahr 2019 zeigt.
Das Funkenfeuer ist nicht nur ein traditionelles Fest, sondern auch ein Ausdruck von Identität und Gemeinschaftssinn. Es erinnert uns an die Bedeutung von Bräuchen und Ritualen in unserer modernen Welt und lädt dazu ein, die Traditionen unserer Vorfahren zu bewahren und zu feiern.
Auch in Oberstdorf wird an verschiedenen Orten ein Funken entzündet:
Tiefenbach (Dorfmitte) ab 18:00 Uhr
Schöllang (200 m nördlich vom @moorstuebleReichenbach) ab 18:30 Uhr